Vom Comeback-Sieg ins Europa-Viertelfinale – Eine detaillierte Analyse
Nach einem dramatischen Ausgleich in der Nachspielzeit des Hinspiels konnte sich Rapid Wien im Rückspiel mit einem 2:1-Sieg gegen FK Borac Banja Luka durchsetzen und ins Viertelfinale der UEFA Europa Conference League einziehen. Dieser Beitrag analysiert aus der Sicht eines Fußballanalysten die entscheidenden taktischen Anpassungen und Schlüsselmomente, die Rapids Erfolg ermöglichten.
Die Ausgangslage vor dem Spiel
Rapid Wien wusste, dass sie nach dem 1:1 im Hinspiel auf eine tief stehende, defensiv organisierte Mannschaft treffen würden. Borac hatte sich in den vorherigen Runden mit einer kompakten Defensive und schnellen Umschaltmomenten ausgezeichnet. Robert Klauß musste deshalb einen Plan entwickeln, um die Defensive der Bosnier zu knacken, ohne sich selbst anfällig für Konter zu machen.
Die Aufstellungen und taktischen Grundordnungen
Rapid Wien: 4-4-2 mit variabler Offensive
Rapid setzte auf ihr bewährtes 4-4-2-System, das sich situativ in ein 4-2-3-1 wandelte. Besonders auffällig waren folgende taktische Anpassungen:
- Niklas Hedl als spielstarker Torwart, der das Spiel von hinten aufbauen konnte.
- Flexible Außenverteidiger: Moritz Oswald ersetzte Jonas Auer auf links und zeigte sich sehr aktiv im Aufbauspiel.
- Lukas Grgić als Taktgeber: Gemeinsam mit Mamadou Sangaré sicherte er das Zentrum ab und ermöglichte schnelles Umschalten.
- Dynamischer Angriff: Dion Drena Beljo und Nikolaus Wurmbrand agierten nicht als klassische Stürmer, sondern zogen immer wieder ins Mittelfeld zurück, um Überzahlsituationen zu schaffen.
Borac Banja Luka: Defensives 4-5-1 mit schnellen Kontern
Borac blieb bei der bewährten Struktur und wollte über eine kompakte Defensive und schnelle Gegenangriffe gefährlich werden.
- Filip Manojlović als sicherer Rückhalt: Der Torhüter hatte bereits im Hinspiel gezeigt, dass er Rapids Angriffe entschärfen kann.
- Srdjan Grahovac als erfahrener Sechser: Der ehemalige Rapid-Spieler sollte das Zentrum dicht machen.
- Stefan Savić als kreativer Spielmacher: Hinter der einzigen Spitze Djordje Despotović lauerte er auf Umschaltmomente.

Der Spielverlauf – Rapids dominante, aber ineffiziente erste Halbzeit
Rapid Wien startete dominant und kontrollierte Ballbesitz sowie Raumaufteilung. Die ersten Minuten zeigten bereits das taktische Konzept:
- Hohes Pressing auf die Borac-Abwehr: Rapid wollte das gegnerische Aufbauspiel früh stören.
- Schnelles Flügelspiel: Oswald und Bendegúz Bolla schalteten sich häufig mit nach vorne ein.
- Frühe Torchancen: Bereits nach 30 Sekunden hätte Rapid in Führung gehen können, doch Beljos Abschluss wurde spektakulär gehalten.
Das Problem: Die Effizienz fehlte. In der ersten Halbzeit hatte Rapid eine Expected-Goals-Zahl von 1,97 xG, doch die Kugel wollte einfach nicht ins Netz. Besonders bitter: Drei Aluminiumtreffer in den ersten 45 Minuten.
Zweite Halbzeit: Borac trifft – Rapid schlägt zurück
Nach der Pause wurde Borac mutiger. Die Gäste nutzten eine Unordnung in Rapids Defensive und gingen durch Sandi Ogrinec überraschend in Führung. Die englischen Kommentatoren sprachen von einem „kaum zu glaubenden“ Gegentor, da Rapid zu diesem Zeitpunkt drückend überlegen war.
Doch Rapids Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Nur vier Minuten später nutzte Beljo eine Unachtsamkeit in der Borac-Abwehr und traf mit einem präzisen Schuss zum 1:1. Dieses Tor gab Rapid Wien neuen Schwung, doch erneut scheiterten sie mehrfach an Torhüter Manojlović.
Die Entscheidung in der Verlängerung – Rapids Cleverness siegt
In der Verlängerung wurde Rapids Druck zu groß für Borac:
- Oswald spielte einen cleveren Pass auf Matthias Seidl.
- Beljo lockte die Verteidigung und erkannte die Lücke für Schaub.
- Schaub vollendete eiskalt mit einem präzisen Schuss ins Eck.
Dieses Tor war ein Paradebeispiel für Rapids verbesserte Entscheidungsfindung in der Offensive – schnelles Kombinationsspiel, kluge Läufe und perfekte Abstimmung.

Fazit und taktische Lehren aus dem Spiel
Warum Rapid gewann:
- Schnelles Umschaltspiel: Rapid erkannte früh die Schwächen in Boracs Defensivstruktur und nutzte diese konsequent aus.
- Pressing und hohe Ballgewinne: Durch frühzeitiges Stören konnte Rapid viele Ballverluste des Gegners erzwingen.
- Taktische Variabilität: Klauß‘ Anpassungen im Offensivspiel machten es für Borac schwer, sich defensiv zu organisieren.
- Geduld und Durchhaltevermögen: Trotz vergebener Chancen blieb Rapid fokussiert und glaubte bis zum Schluss an den Sieg.
Mit diesem Erfolg zieht Rapid Wien ins Viertelfinale der Europa Conference League ein. Der nächste Gegner: Djurgårdens IF aus Schweden. Sollte Rapid diesen Gegner ebenfalls bezwingen, könnte im Halbfinale sogar Chelsea warten – ein Traumduell für jeden Rapid-Fan.